Epilog - To boldly go where everyone’s gone before

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Noch’n Blog hätte Heinz Erhardt wohl getitelt. Und während die Gedichte des großen Komikers nie alt werden und man sie in beliebiger Menge konsumieren kann ohne zu übersättigen, gibt es wohl eine gute Zahl an Blogs und Youtube-Kanälen, auf die man getrost verzichten könnte. Warum schreibe ich dann also diese Zeilen in einem Versuch mich in diese Gruppe einzureihen? Nun, vor vielen vielen Jahren besuchte ich in Frankfurt mit meiner damaligen Freundin ein politisches Theaterstück mit dem Namen “Wer kocht, schießt nicht”. In dieser Fulminanten Mischung aus Kochshow, politischem Kabarett und Theater erzählt uns der einzige Protagonist Dr. Kögel etwas über seine Rezepte und seine Sicht auf die Dinge. Sehr überzeugend legt er dar, dass Kochen eine hervorragende Tätigkeit ist, Gewaltausbrüche aufgrund allgemeiner Unzufriedenheit zu vermeiden. Jetzt trifft es sich, dass in jüngster Zeit, beginnend mit dem Vormärz der Pandemie immer mehr Menschen sich getrauen wirre Ansichten und Emulsionen aus Fakten und Fiktion, mitunter neckisch ans Kinn drapiert, höchst sichtbar zur Schau stellen.

Um mir meine natürliche ruhige Art (fragen Sie meine Freunde) zu erhalten, koche ich in letzter Zeit also viel und gerne. Und, um die Parallele zu vollenden habe ich auch einen Doktortitel der meinen Gerichten, nebst der nötigen Menge Wein und Butter, eine manchmal unangenehme Schwere verleihen könnte. Ich bin zwar kein Molekularbiologe wie der fiktive Dr. Kögel und ich trage mit Müller auch einen weniger kabarettistisch geeigneten Nachnamen, beides lässt sich kurzfristig aber nicht mehr ändern und so will ich mich mit dem bescheiden, was mir zur Verfügung steht.

Wie bei meinen Gerichten scheue ich mich davor der ganzen Sache hier ein Thema zu geben, auch wenn ich immer wieder bei französischer und italienischer Küche zu landen scheine. Erwarten Sie auch bitte nicht, hier immer vollendete und verfeinerte Gerichte vorzufinden, vielmehr geht es um Ideen, versuche und den ein oder anderen kulinarischen und rethorischen Trick, den ich einfach einmal ausprobieren möchte. Vielleicht geht es darum, ein Element herauszupicken und so oft zu wiederholen, bis es in seiner Logik, Ausformulierung und Darreichungsform so gut ist, wie es die beschränkte Weltsicht und kulinarische Kunst eine kochenden Physikers eben zulässt.

Ich selbst bin gespannt, mit welcher Regelmäßigkeit ich hier schreiben werde. Als großer Verfechter der These, dass nicht genug in der Welt passiert um täglich neue Ansichten zu produzieren, sollte einmal die Woche schon ein beinahe zu enger Takt für Beiträge hier sein. Wir wollen uns ja auch kulinarisch lieber an Witzigmann als am Fastfood-Franchise unseres Vertrauens orientieren. Über die Jahre hat sich zwar ein kleines Rezeptbuch angestaut, aber der Weg von Notizen und Gedanken, die in meiner Wohnung umherirrlichtern zu etwas, das ich mich getraue Ihnen, werter Leser, vorzuführen ist doch recht lang; auch wenn sich der ein oder andere Fehltritt am Herd aufgrund mangelnder Geschmacksübertragung verbergen lässt. Fehlt es meinen Texten hingegen an Geschmack, so dürfte ihnen dies schnell auffallen und ich muss mich wohl auf gesalzene Antworten gefasst machen.

Diskurs ist es, auf den ich hinaus möchte. Überzeugen ist eine Sache, aber für sich genommen oft recht uninteressant und im positiven, wie negativen Resultat fade und ohne Nachgeschmack. Viel spannender ist die Frage nach dem Knoten, der Weiche, der einen Interpretation die sich unterscheidet, nach der das komplette Argumentationsgebäude volkommen anders aussieht. Die Frage was Tintenfischringe sternetauglich machen kann, während man bei am Bahnhof schnell gekauften das Gefühl hat Testesser für die Produkte von Michelin zu sein.

So lassen Sie uns also, lieber Leser, diese Welt zusammen etwas erkunden, dabei gut essen und den richtigen Wein zur Mahlzeit finden. Vielleicht schaffen wir es ja Probleme sauber zu identifizieren, Geschmäcker zu isolieren und mit neuen Ansätzen ein paar erhellende Momente zu haben.